von Marco Harwardt
Dieser Reisebericht handelt nicht von zehn Chinesen mit dem Kontrabass, sondern von zehn Kids, die sich aufmachten, um am größten Tischtennis-Nachwuchsturnier Europas teilzunehmen, den andro-kids-open in Düsseldorf. Die Veranstaltung jährte sich zum 25. Mal. Es war also ein ganz besonderes Jubiläum.
Unsere jüngsten Teilnehmer, Lukas und Marlon, gehören dem Jahrgang 2004 an, dicht gefolgt von Timon mit Jahrgang 2003. Die größte Gruppe war die des Jahrgangs 2001 mit Dennis, Yonatan, Erik, Quan, Johannes und Benjamin. Unser ältester Teilnehmer war Hadi, mit dem Jahrgang 1999. Als Begleiter haben mich die Eltern Marion Böldt, Demeke Demissie und Oliver Mann tatkräftig unterstützt.
Wir trafen uns am Donnerstag, 21.08.14 um 15:00 Uhr vor unserer Halle im Efeuweg. Dann ging die Fahrt mit einem VW-Bus, den mir mein Chef zur Verfügung stellte, und dem Wagen von Marion auch gleich los. Am Morgen erfuhr ich, dass wir nicht wie geplant 9 sondern nur 8 Sitzplätze im Bus hatten. Marion erklärte sich bereit, doch 3 Kinder auf der Rückbank ihres Wagens mitzunehmen. Das sollte zwar von Berlin bis Düsseldorf ganz schon eng werden, so aber konnten immerhin alle Kids mitkommen.
Die Jungs wechselten sich auf dem engen Mittelplatz bei Marion natürlich, „Kumpel“ wie sie sind, freiwillig ab. Sonst verlief die Fahrt nach Düsseldorf zum Backpackers ohne Stau und ohne Probleme ab. Wir trafen um ca. 21:00 Uhr nach etwa 570 km Fahrt dort ein.
Die Betten in dem 10-Bettzimmer waren schnell von den Jungs belegt. So konnten wir noch eine Pizza essen gehen, um dann, schon viel zu spät, schlafen zu gehen.
Am Freitag ging es nach dem Frühstück um 9:00 Uhr mit den Autos zur Turnhalle. Naja, fast, da mein Auto abgeschleppt war, mussten wir es erst einmal wieder besorgen, um dann etwa eine halbe Stunde später endlich zur Halle zu kommen.
Dann ging es in der Halle Schlag auf Schlag, Startnummern anheften, einspielen und an den völlig überfüllten Infotafeln einen Überblick bekommen, wer, wann, wo dran ist. Der erste Eindruck war für die Kids und auch für uns überwältigend. Das Turnier findet jedes Jahr in der Leichtathletikhalle an ca. 80 Platten statt. Die Spielboxen sind sehr klein, was eine besondere Herausforderung für alle Spieler darstellt. Der Lärm in der Halle, verursacht von den viel zu dicht stehenden Zuschauern ist enorm und auch die ständig, von den Nachbartischen, in die Spielbox fliegenden Bälle lenken doch stark ab.
Das Turnier begann planmäßig um 10:30 Uhr mit dem Mannschaftswettbewerb. Hier spielen zwei Spieler in einem Team. Jeder spielt zunächst ein Einzel und im Anschluss das Doppel („Davis-Cup“). Die Mannschaft, die zuerst 3 Punkte erreicht, kommt in die nächste Runde. Als Mannschaft gemeldet waren Yoni und Ben und Marlon und Lukas.
Allen anderen unserer Spieler wurde ein Partner von der Turnierleitung zugelost, was natürlich nicht optimal war. Dennoch kamen Ben und Joni, Quan mit Partner und Johannes mit Partner bis in die 3. Runde.
Hadi startete erst gegen 14 Uhr ins Turnier und Marlon mit Lukas erst um 15 Uhr. Für Dennis und Timon war es leider nicht mehr möglich, am Mannschaftswettbewerb teilzunehmen.
So ging der 1. Turniertag um ca. 18:00 Uhr für uns zu Ende. Müde und mit schweren Füßen schleppten wir uns ins Quartier um zu duschen und im Anschluss mal wieder eine Pizza zu genießen.
Am Sonnabend konnten wir ausschlafen. Für die meisten begann das Einzelturnier mit der Gruppenfase erst um 11:00 Uhr.
Von den 2001er Jahrgängen schafften alle den Einzug in die KO-Runde. Quan und Johannes kamen sogar als Gruppensieger in die Endrunde. Für Timon und Lukas war die Konkurrenz noch zu stark und nach den 3 Spielen in der Gruppenphase war leider Schluss.
Die Gruppenphase war recht schnell erledigt. Nun konnten die Jungs sich vergnügen. Am Samstag war Timo Boll in der Halle und hat mit Lukas, Timon und Marlon Rundlauf (Chinesisch) gespielt. Im Anschluss gab es für alle noch Autogramme.
Ein weiteres Highlight war am Sonnabend das Eröffnungsspiel Borussia Düsseldorf gegen TTC matec Frickenhausen. Bei Kartenpreisen von 5€ haben wir die Gelegenheit genutzt und sind im Anschluss direkt dorthin gefahren. Wir haben ein tolles Auftaktspiel von Timo, Panagiotis Gionis und Patrick Franziska erlebt. In der Halle war eine super Atmosphäre. Mit viel Spannung haben wir den 3:0 Sieg erlebt. Nach dem Spiel, gegen 22:00 Uhr ging es hungrig und verschwitzt in unser Quartier zurück.
Olli und Demeke kümmerten sich um die Nahrungsbeschaffung. In der Zeit konnten die Jungs schon mal duschen. Dann gab es für alle, was für eine Überraschung, Pizza. Als endlich Ruhe einkehrte, war es schon nach Mitternacht.
Wir Erwachsene haben den ereignisreichen Tag bei Wein aus selbstgebauten Plastikbechern ausklingen lassen.
Am Sonntag ging es um 7:00 Uhr aus dem Bett. Frühstücken beim Bäcker musste genügen, da es im Backpackers erst ab 8:00 Uhr Frühstück gab.
Auch wieder sehr knapp, aber eben rechtzeitig, sind wir in der Halle angekommen. Dort ging es, pünktlich für die sechs Kinder des Jahrganges 2001, direkt in die KO-Runde. Jetzt kam es darauf an, sofort in das Turnier zu finden und die Müdigkeit von sich zu schütteln. Das gelang allen ganz gut. Der Gegner von Yoni war etwas zu stark und so war Yoni gleich mit 0:3 raus. Erik spielte gegen einen Schotten das Spiel seines Lebens und begeisterte uns mit seiner Spielweise. Leider war das Glück auf Seiten des Schotten, als dieser im 5. Satz beim Stand von 16:16 einen Kantenball hatte und so punkten konnte. Der Brite gewann schließlich mit 18:16. Auf die gezeigte Leistung, kann Erik stolz sein.
Für Marlon und Hadi begann um ca. 10:00 Uhr die KO-Runde. Beide blieben jedoch ohne weiteren Erfolg.
So zogen Johannes, Quan, Dennis und Ben in die Runde der Besten 64 Spieler ein.
Ben verlor sein Spiel mit 1:3 Sätzen, hatte aber absolut stark gespielt. Im ersten Satz noch mit 5:7 Punkten zurückgelegen, drehte er den Satz zu seinen Gunsten und gewann mit 11:7 Punkten. Dann kam der Gegner besser mit Ben zurecht und die nächsten 3 Sätze gingen an ihn. Auf die Frage dessen, wie viele Leistungspunkte Ben denn hätte, konnte er nur achselzuckend antworten. Ben spielt in Berlin bisher B- und A-Schüler und hat ca. 1030 Punkte. Die respektvolle Antwort des Gegners war, „Ich hätte dich auf etwa 1600 Punkte geschätzt!“
Ich musste Ben festhalten, sonst wäre er vor Stolz abgehoben.
Auch für Dennis war es zu schwer. Trotz seiner Noppe, fand er kein Mittel, seinen Gegner in die Schranken zu weisen.
So erreichten schließlich Quan und Johannes die Runde der besten 32.
Johannes fand anfangs nicht zu seiner Form und lag schnell 2:0 in Sätzen zurück. Ich meinte zu Demeke, ich würde mir keine Sorgen um ihn machen. Der könnte so ein Spiel noch drehen.
Quan spielte am Nachbartisch und zog Johannis vielleicht auch ein Stück mit. Beide schafften die Wende und gewannen nach hartem Kampf ihr Spiel mit 3:2 Sätzen.
Im Achtelfinale war dann für Johannes auch Schluss.
Quan drehte auch diesmal wieder seinen 0:2 Rückstand gegen einen Noppenspieler und zog schließlich mit 3:2 Sätzen ins Viertelfinale ein.
Lukas, der sich bis dahin für Quan als Glückszähler erwies, musste nun doch die Punkte an den absolut überlegenen Israeli geben. Auf die Frage von Quan nach dem ersten Satz, was er anders machen könne, erwiderte ich nur, „Alles!“. Bei dieser Überlegenheit fiel mir leider auch nichts mehr ein.
So verlor Quan mit 3:0 Sätzen, aber voller Stolz, bis in die Top 10 gekommen zu sein.
Lukas spielte sich noch in der Trostrunde bis unter die besten 3 an den kleinen TT-Platten und räumte Tolle Sachpreise ab.
Mein Fazit nach 3 intensiven Tagen ist absolut positiv. Ich ziehe den Hut vor den Jungs, dass sie, trotz der anstrengenden Tage, eine tolle Leistung abrufen konnten.
Mit wenig Schlaf und einigen Überraschungen haben sich doch alle gut auf das Turnier eingestellt.
Die vielen neuen Eindrücke, die kleinen Spielboxen oder die Zuschauer mit schlauen Kommentaren muss man erst einmal ausblenden können.
Zukünftig müssen alle Spieler von nur einer Person angemeldet werden und die Mannschaften müssen schon fest stehen. Also sollten sich zuvor auch Paare im gleichen Jahrgang absprechen.
Die Unterkunft war zwar sehr günstig, aber aufgrund der sehr angespannten Parkplatzsituation eher nicht geeignet. Besser wäre eine Unterkunft mit Tiefgarage.
Wie auch immer, mir haben die vier Tage viel Spaß gemacht und ich würde auch wieder mit den Jungs fahren. Ich denke, es geht den Jungs und den anderen Eltern wie mir. Wenn sie das Feuer und die Leidenschaft mit in das Training und die neue Saison nehmen, werden sie weiter viel Spaß haben.
Liebe Grüße, Marco!