Wir in Berlin sind teilweise schon echt verwöhnt. Wenn man bei uns 20 Minuten mit dem Auto rumfährt, kommt man an sechs Discountern, sieben Dönerläden und vielleicht sogar dem ein oder anderen Parkplatz vorbei. Aber in Kiel? Eher weniger. Wenn sogar unser charmanter Schwabe Cava auf die Frage nach einem Supermarkt ein „weiß nicht“ erhält, muss man wohl etwas länger suchen.
Schleswig-Holsteins ansonsten sehr schöne Landeshauptstadt war die erste Station der ersten Herren an diesem Wochenende. Genauer gesagt war es das Spiellokal Zwei des Kieler TTK Grün-Weiß, unseres Gegners.
Kieler TTK – das TT steht für Tischtennis, das K für Klub und das W wahrscheinlich für Wärme. In der Halle war es mehehegakalt. Echt jetzt. Aber was soll‘s, wir waren ja schließlich nicht angereist, um rumzustehen.
Nach ausführlichem Einspielen ging es dann um 15:30 endlich los. Radek und Grzegorz, ausgestattet mit dem neu gelernten Wort: „Attack!“, gewannen ihr Doppel ähnlich leicht wie der FC Bayern gegen Augsburg, Albert Zhang und ich gaben das Zweierdoppel allerdings mit 1:3 ab.
Marcel und Cava mussten anschließend erst mal die Tatsache verdauen, dass unsere zuvor auf der Straße eingeladenen Gäste nicht erschienen waren, konnten sich aber nach 0:1 und 2:8 und 1:1 und 3:7 zurückkämpfen und holten das Spiel im fünften Satz.
Dieser Punkt sollte sich als sehr wichtig herausstellen, denn nach der ersten Einzelrunde stand es plötzlich 4:5, nur Radek und Cava hatten ihr Einzel gewonnen. Was tun?
Unser verletzter Käptn Joppe hatte per SMS die Antwort: Linie haben und platzierter Schnittwechsel!
Damit (und natürlich mit Attack!) wurde es direkt besser, wir gewannen drei der nächsten vier Spiele und gingen mit 7:6 in Führung. Unsere schwäbische Schussmaschine Cava war wieder an der Reihe und machte seinem Titel alle Ehre: Gegen seinen Gegner, der seinen Griff mit Tape zum mit Abstand fettesten der Welt (ohne Zweifel) gemacht hatte, schoss er den Ball gleich mal so hart, dass er nach dem Auftippen gegen die Wand und auf seine Hälfte zurück prallte…
Nach dieser deutlichen Ansage war die Vorentscheidung natürlich gefallen, Cava schoss sich zum 8:6 und ich konnte das Ganze am Nebentisch mit 3:1 beenden. 9:6, mission complete!
Naja, nicht ganz. Einen Zwischenhalt im altbekannten Gasthof in Ellerau und ein zweites Spiel gab es nämlich auch noch, und zwar am Sonntag im meckpommschen Parchim.
Im dortigen Tischtenniszentrum konnten Radek und Dscheg dann drei Landsmänner begrüßen, die ab 13 Uhr ihr bestes gaben, um die ersten Punkte für ihre Mannschaft zu holen, die bisher dreimal knapp verloren hatte.
Anders als am Tag zuvor erwischten wir einen guten Start und erschnitzelten uns einen komfortablen 6:3 Vorsprung. Doch dann ging es erst richtig los…
Das Duell der Einser wurde zu einer dramatischen Partie, in der unser „Mr. Service“ Radek einen 0:2 Rückstand egalisierte und insgesamt acht (!) Matchbälle abwehrte, jedoch beim neunten das Nachsehen hatte. 12:14 im fünften. Cuh-rayzee.
Von diesem Sieg und den Fans nochmal hochgepeitscht, mobilisierten unsere Gegner nochmal alles und kamen auf 6:7 (aus ihrer Sicht) ran.
Was sie nicht wussten: Cava hatte am Samstagabend so viel Salat gegessen, dass er sich mittlerweile in eine Vitaminmaschine verwandelt hatte, an der es kein Vorbeikommen gab. So durfte ich abermals beim Stand von 8:6 für uns an den Tisch gehen.
Aufgepowert von Dextrose und Koffein machte ich mein erstes 3:0 in der Oberliga und unser zweites 9:6 an diesem Wochenende perfekt, was das ultimative, rein-polnische Entscheidungsdoppel nicht mehr notwendig machte.
Zwei Spiele, 4:0 Punkte, die Besichtigung des fettesten Schlägers in der Geschichte der Menschheit und ein ganz gebliebenes Auto – viel mehr konnte man aus diesem Wochenende nicht herausholen.
Jetzt heißt es erst mal mitfiebern bei den German Open, unser nächstes Spiel ist am 30.11. in der Arena am Efeuweg, wo wir, hoffentlich mit euch, den Abschluss der Hinrunde zelebrieren werden.
Euch allen eine schöne Woche wünscht
Philipp Dethloff.