Auf in die Schweiz- Talentpilze züchten

7. Februar 2016

Reisebericht zur 19.Jugendfahrt nach Grenzau

 

„Den See kenn ich“ , so ließ es mich einer unserer jugendlichen Teilnehmer bereits auf der Hinfahrt beim Blick aus dem Fenster unseres ICE wissen.“

Ich war ein wenig überrascht und erwiderte, dass dies kein See, sondern der Rhein sei. Daraufhin belehrte ihn sein Kumpel wörtlich: “Genau, es ist ein Rhein!“

Als eben jene beiden vermuteten, dass wir uns gerade in der Schweiz befinden würden, obwohl wir gerade auf direktem Wege nach dem uns allen bekannten Grenzau in Rheinland-Pfalz waren, schien es angebracht, besser das Thema zu wechseln. Es blieb zu hoffen, dass die Form in Sachen Tischtennis besser werden würde, als die angedeuteten Fähigkeiten in Erdkunde. Aber was soll’s. Wir waren schließlich nicht auf einer Kursfahrt des Geographie-Grundkurses, sondern zum Glück in den Winterferien und steuerten mit dem Zug unserem alljährlichen, geliebten Trainingslager im Westerwald entgegen.

Voller Vorfreude fuhren wir also mit unserer, in diesem Jahr neunköpfigen, Reisegruppe am längsten Fluss Deutschlands entlang in Richtung Europas größter Tischtennis-Schule und dies zum mittlerweile 19.Mal. Dabei waren Johannes, Erik, Nick, Yonatan, Marlon, Lukas, Adrian, Damian und Dirk.

 

Über die Lehrgänge in Grenzau, sowie das Hotel mit seinem besonderem Flair ist bereits vieles bekannt. Wesentliche Veränderungen wurden von uns im Vorfeld demnach eigentlich nicht erwartet. Um ehrlich zu sein, ist diese Kontinuität und Verlässlichkeit auch ein wichtiger Grund dafür, warum wir alle immer wieder gerne in die Zugbrücke fahren. Es ist ein wenig wie Weihnachten. Es erwartet uns einmal im Jahr im Winter, man weiß, was man wahrscheinlich alles bekommt, man ist mit Menschen umgeben, die man gerne mag und alle freuen sich das ganze Jahr gespannt darauf.

Die TT-Schule in Grenzau bietet jede Menge Möglichkeiten. Nette und kompetente Trainer leiten den Lehrgang und sorgen für ein neues Update in Sachen Tischtennis und ein sattes Trainingsprogramm. Satt ist das richtige Stichwort. Das 4-Sterne- Superior Wellnesshotel verwöhnt seine Gäste unter anderem mit einer köstlichen Küche. Daher ist es nach einer Woche, trotz mehrfachem täglichen Training, fast unmöglich, ohne Gewichtszunahme heimzukehren. Das Quartier befindet sich in landschaftlich idyllisch- romantischer Lage, in einem engen Tal, unterhalb einer mittelalterlichen Burgruine, unweit des früheren römischen Grenzwalls, dem Limes.

Es lässt sich erahnen, dass es uns vor Ort nicht schwer fiel abzuschalten und uns somit voll auf Tischtennis zu konzentrieren. Derweil sind die Zeiten, in denen noch der chinesische Trainer Wang den Cheftrainer Anton Stefko unterstützte, leider seit einigen Jahren vorbei. Wang ist mittlerweile zufriedener Cheftrainer im mongolischen Tischtennis-Verband und wird seitdem in der TT-Schule sowohl von den Gästen, als auch von seinen ehemaligen Trainerkollegen schmerzhaft vermisst und konnte erwartungsgemäß bislang nicht ersetzt werden. Geleitet wird die Joola- Tischtennis-Schule seit Jahrzehnten vom legendären tschechischen A-Lizenz-Trainer und früheren Tischtennis-Profi Anton Stefko. Stets freundlich, charmant und mittlerweile auch ein wenig ergraut, ist und bleibt er in seiner Art unnachahmlich und gibt sich wie eh und je alle Mühe, jedem Teilnehmer einen interessanten Lehrgang zu bieten, in dem jeder erkennbar etwas dazulernen kann. Unerlässlich gibt er, stets höflich und mit pädagogischem Feingefühl gesegnet, hilfreiche und fachkompetente Hinweise bei der Technikkorrektur und schafft es dabei gleichzeitig immer wieder, einen zu motivieren. Allein seine Präsenz bewirkt an den umliegenden Tischtennistischen bei jedem einen Konzentrations- und Energieschub.

 

Niveau halten in der Zugbrücke

 

Der Verein TTC Grenzau, der in der Halle der TT-Schule trainiert und seine Wettkämpfe ausrichtet, steckt seit ein paar Jahren in einer Umbruchphase. Nicht zuletzt anhand des mittleren Tabellenplatzes des Bundesligisten TTC Zugbrücke Grenzau kann man erkennen, dass auch im Brexbachtal das Geld wohl nicht mehr ganz so locker sitzt, wie noch vor ein paar Jahren, als man mehrere nationale und internationale Erfolge feiern konnte. Als Traditionsteam der 1.Bundesliga (zweiter Tabellenplatz in der ewigen Tabelle der TT- Bundesliga) geht es statt um Titel, momentan eher darum, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Das hohe Niveau zu halten, scheint in Grenzau, nicht zuletzt auch aufgrund von Verletzungsproblemen im Kader, derzeit das Maximum zu sein. Diese Devise bezieht sich neben dem Profiteam leider auch etwas auf andere Bereiche, wie z.B. auf die TT-Schule, das Hotel, den Wellnessbereich etc..

Die Preise wurden in einigen Bereichen, wie z.B. für den Lehrgang, in den letzten Jahren kontinuierlich angehoben. Ärgerlich ist, dass die gebührenpflichtige hoteleigene Schwimmbadnutzung für Kinder und Jugendliche seit diesem Jahr nur noch bis 18:00 Uhr, statt bis 21:30 Uhr möglich ist. Der Eintritt wurde trotz der kürzeren Nutzungszeit jedoch nicht nach unten angepasst. Da zudem noch Aquafitnesskurse die verbliebenen Vor- und Nachmittagszeiten im Schwimmbad zusätzlich einschränken, kann man schon von einer Verschlechterung im Angebot sprechen. Der einzige Getränkeautomat in der Sporthalle bietet schon seit geraumer Zeit nur Mineralwasser an. Jährlich steigen hier die Preise, auf mittlerweile 2€ für eine 0,5 Liter-Flasche.

Von den kurz geschilderten kleinen Ärgernissen ließen sich unsere Teilnehmer natürlich nicht die prima Laune verderben. Ein intensiver Lehrgang, mit insgesamt neun Trainingseinheiten in fünf Tagen und zudem zwei traditionellen Freundschaftsspielen am Dienstag- und am Donnerstagabend gegen die Jugend des TTC Grenzau und des TTC Wirges sowie ein Teilnehmerturnier machte allen großen Spaß. Beide Vergleiche gingen knapp zu unseren Gunsten aus und brachten ein paar interessante Eindrücke.

 

Talentpilz mit Turniersieg

 

Unser „philippinischer Talentpilz“ Johannes holte in dieser Woche in Sachen Tischtennistraining kräftig auf und konnte prompt das Teilnehmerturnier gewinnen. Zweiter wurde Nick, vor Yoni. Alle drei freuten sich später über tolle Preise von Anton.

Konditionell bekam der eine oder andere unserer Jungs in der Woche schnell seine Grenzen aufgezeigt. Der absolute Wille, auch über die eigene Belastungs- und Schmerzgrenze zu gehen, war leider nicht immer und durchgehend bei allen zu sehen. Schade, aber auch das ist eine interessante Erkenntnis. Gegen Ende des Lehrgangs bekamen die Augen aller unserer Spieler „asiatischen“ Einschlag und die Beine wurden schwer. Dies ist nicht verwunderlich, da für alle ein solches Trainingspensum nicht alltäglich ist und sicher auch der abendliche Fernsehkonsum bei dem einen oder anderen spürbar war.

Über die gesamte Woche harmonierte unsere Reisegruppe prächtig. Es wurden Freundschaften gefestigt und neue hinzugewonnen. Die Jungs erhielten darüber hinaus für ihr vernünftiges Verhalten von den Bediensteten des Hotels und von anderen Gästen mehrfach ein großes Lob.

Auf der hauseigenen Kegel- und Bowlingbahn entdeckte der eine oder andere an zwei Abenden, dass in ihm ein ungeahntes Talent schlummert. Schnell wurde der in Kegelkreisen übliche Slogan „Gut Holz!“ zum vereinseigenen Schlachtruf.Gruppenbild Reisegruppe Grenzau 19

 

Leider war die kurzweilige Woche wieder schnell vorbei und wir machten uns am Freitagnachmittag per Taxi und ICE auf die Rückreise nach Berlin. Wir meisterten die Zugfahrt trotz lautstarker, aber friedlicher Freiburger Fußballfans und jecken Karnevalisten in Köln. Angekommen am Berliner Hauptbahnhof wurden alle freudig empfangen.

Es war wieder eine sehr schöne Fahrt! Vielen Dank an alle Teilnehmer für eine schöne Woche. Danke auch an die lieben Eltern für die Unterstützung, an die TT-Schule und das Sporthotel für einen perfekten Aufenthalt, an die Deutsche Bahn und an unsere Taxifahrer für einen sicheren und pünktlichen Transfer. Es hat wieder großen Spaß gemacht! Im nächsten Jahr ist dann das Jubiläum geplant.

Autor: D.L.